Das Festival Kammermusik Bodensee mit Dramen und Rezepten aus der Musikküche
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Das Festival Kammermusik Bodensee mit Dramen und Rezepten aus der Musikküche

Datum: 31.08.2023

Unter dem Titel «Revue de Cuisine» bot das Festival Kammermusik Bodensee vom 25. bis 27. August 2023 im Konzertsaal des Lilienberg Zentrums vor einem grossen Publikum Musikrezepte mit märchenhaften Bildern, zarten Licht- und Schattenspielen, starken Emotionen und mit Musik und Texten, die Dramen aus der Küche zu einem surreal-witzigen Ganzen zusammenfügte. Die Besucher reagierten begeistert mit einer Standing Ovation.

Vom Pressedienst Festival Kammermusik Bodensee (Text und Bilder)

«Was passiert in der Küche, wenn die Menschen sie verlassen haben? Dieser Frage widmete sich vor 100 Jahren in Paris der Komponist Bohuslav Martinů und schuf eine Ballettmusik zur Antwort. Zusammengefasst: Dramen spielen sich ab! Die Ehe von Topf und Deckel droht zu scheitern, weil der schlanke und kurvige Schwingbesen den Topf verführt und der Deckel vom schmierigen Abwaschlappen getröstet wird… Die Musik der "Revue de Cuisine" schildert die Emotionen in lebhaften Farben. Ein Tango illustriert die Liebesgeschichte, ein Charleston ein Duell auf Slapstick-Niveau, ein Trauermarsch die Verlustangst…» So fasst Inka Grabowsky in der Thurgauer Zeitung das Geschehen im Schlusskonzert zusammen.

In der Produktion zu seinem 25-jährigen Bestehen verwob das Schweizer Klaviertrio die grossartig instrumentierte Ballettmusik von Martinů zusammen mit dem Klarinettisten Fabio Di Càsola, Fagottistin Maria Wildhaber und Trompeter Ernst Kessler mit einem eigens geschriebenen witzigen Text des schottischen Schriftstellers Ron Butlin. Der Schauspieler Graham F. Valentine löste mit den brillant vorgetragenen amourösen Abenteuern der Küchenutensilien so manchen Lacher aus. «Auch wegen der Möglichkeit, solche Experimente zu wagen, ist für uns das Festival Kammermusik Bodensee einer der Höhepunkte des Jahres», wird Martin Lucas Staub vom Schweizer Klaviertrio in der Thurgauer Zeitung zitiert.

Diese Aufführung war der Schlusspunkt eines Festivals, das erneut ein grosses Publikum auf den Lilienberg lockte und begeisterte. Die familiäre Atmosphäre des Festivals, in dem auch nach den Konzerten ein intensiver Austausch von Musikerinnen und Musikern mit dem Publikum stattfindet, wurde durch die mittlerweile zahlreichen Stammgäste noch verstärkt. Die ausgezeichnete Kulinarik aus der Lilienberg Küche, der hervorragende Service und die wunderschöne Umgebung trugen das ihre dazu bei, dass der Anspruch des Festivals, «ein Genuss für alle Sinne» zu sein, auch dieses Jahr eingelöst werden konnte. 

Eine böhmische Verbindung 

Ausgehend von der Bezeichnung des Komponisten Bohuslav Martinů als der «böhmische Mozart» bildeten Werke von Mozart und dem böhmischen Grossmeister Antonín Dvořák einen Schwerpunkt der Konzerte vom Freitag und Samstag. So eröffneten Fabio Di Càsola, die Bratschistin Ruth Killius und die Pianistin Kateryna Tereshchenko das Festival mit fein abgestimmten Interpretationen von Mozarts «Kegelstatt-Trio» und Robert Schumanns poetischen «Märchenerzählungen». Antonín Dvořáks Klavierquartett op. 87 mit Geigerin Angela Golubeva, Ruth Killius, Cellist Daniel Blendulf und Pianist Martin Lucas Staub verführte mit ätherischen Klangbildern, aber auch mit grosser Geste und viel Energie. 

Dieselbe Besetzung überzeugte am Samstag auch in Mozarts Klavierquartett in g-Moll, das mit seiner Tiefe des Ausdrucks und kammermusikalischen Dialogen zu einem ungetrübten Hörgenuss wurde. Ergänzt mit Kontrabassist Egmont Rath war zum Konzertschluss das virtuose Klavierquintett op. 87 von Johann Nepomuk Hummel eine wunderbare Entdeckung. Zwischen diesen beiden Werken stellte Flötistin Nolwenn Bargin die nur selten gespielte, 1923 entstandene Flötensonate von Paul Juon vor. Ein weiteres eindringliches, originelles Werk dieses Komponisten, das die starken Eindrücke des letztjährigen Festivals bestätigte. Mit delikaten Licht- und Schattenspielen kamen im Flötenquartett von Mozart weitere Facetten dieses Instruments wunderschön zur Geltung. 

Zwei Jubiläen und Jungtalente-Workshop

Vor 15 Jahren feierte das Schweizer Klaviertrio sein zehnjähriges Bestehen mit einem Musikfest, das inzwischen zu einem festen Bestandteil des Kulturkalenders geworden ist. «Wir erreichen von Jahr zu Jahr mehr Publikum und können gleichzeitig dem Nachwuchs eine Plattform bieten», sagt Martin Lucas Staub. Dieses Engagement für den Nachwuchs zeigte sich im öffentlichen Workshop für junge Flötistinnen und Flötisten vom Freitag und Samstag, den Nolwenn Bargin mit viel Engagement leitete. Der Förderkreis Kammermusik Schweiz als Trägerverein des Festivals übernimmt dabei sämtliche Kurskosten, Unterkunft und Verpflegung für die Kursteilnehmer und bietet allen eine Auftrittsplattform in der Matinee Junge Talente vom Sonntag. In diesem Konzert überzeugte auch das junge Silver Trio, das seinerseits vor drei Jahren einen Workshop im Rahmen des Festivals besucht hatte. Der vollbesetzte Saal zeigte das grosse Publikumsinteresse am musikalischen Nachwuchs. 

Und so konnte Geschäftsleiter Roland Meier am Ende zufrieden feststellen: «Wir haben eine Auslastung von rund 90 Prozent erreicht, und die Besucher waren offenkundig hochzufrieden. Es gibt auf dem Lilienberg ein perfektes Zusammenspiel aus Konzertsaal, Gastronomie, Hotellerie und der gesamten Anlage.»

Das Festival Kammermusik Bodensee ist zurück auf dem Lilienberg vom 23. bis 25. August 2024.
www.kammermusikbodensee.com